Gleich zum Anfang ein paar einleitende Worte zum Finetuning

Genau wie bei den E-Gitarren kann man aus E-Bässen noch eine ganze Menge an Tonentfaltung und Bespielbarkeit aus dem Instrument herausholen. Das Optimieren der Schwingungsknotenpunkte, damit meine ich das Anfertigen und Einsetzen eines Obersattels aus den Naturmaterialien Vintage Bone, Water Buffalo Horn oder Fossilized Mammoth Ivory ist hier der bedeutende Faktor. In einigen speziellen Fällen ist auch ein Messingsattel bei Bassgitarren sehr dienlich.
Der zweite Faktor ist die Konstruktion und die Materialbeschaffenheit der Bridge oder Brücke. Den Pickups ist ebenfalls eine gewisse Aufmerksamkeit zu widmen, aber man sollte hier nicht Prioritäten setzen. Ein Pickup ist nur das Ohr an der Saite. Erst wenn Mikrophonie oder extreme Brummeinstreuungen sich abzeichnen, sollte man über einen Pickupwechsel nachdenken. So viel zur Tonentfaltung nun noch kurz zur Bespielbarkeit. Hier ist die Nachbearbeitung des Bundoberfeldes und der Bundkante gemeint. Daraus resultierend ist die Einstellung der Saitenlage und daraus ganz entscheidend die Intonation über dem ganzen Bundfeld abzuleiten.

Ich habe für Euch in anschließender Dokumentation zwei relativ hochwertige Bässe ausgewählt bei denen ich Möglichkeiten interpretiere, das Optimum aus Bespielbarkeit, Ansprache und Ton auf zu zeigen.


- Music Man Sting Ray 4, HH -


Zuerst möchte ich Euch am Beispiel eines Klassikers unter den E-Bässen, einem Music Man Sting Ray Viersaiter demonstrieren, wie man aus einem sehr hochwertigen Instrument, einen E-Bass der Superlative kreiert.

Zuerst entferne ich die Besaitung und entnehme den Hals aus dem Body.

Danach entferne ich die Schutzfolie auf dem Pickguard. Die Befestigungsschrauben werden dazu ein wenig gelockert um die Folie gleichmäßig und vollständig abziehen zu können.
Abschließend werden die Befestigungsschrauben wieder handwarm angezogen.

Das rohe Eschenholz in der Halsausfräsung behandele ich mit Leinöl. Mehr ist am Body nicht zu tun. Auch hier ist wie bei den Gitarren zu erwähnen, dass Music Man für mich die Herstellerfirma mit der absolut besten Qualität in Serie gefertigter Instrumente ist.
Das Finetuning an diesen Instrumenten ist nur das Sahnehäubchen aufsetzen.

Ab hier geht die Präzisionsarbeit los. Zuerst muss alles vermessen und eine Berechnung zur Herstellung des kompensierten Obersattels aus Vintage Bone vollzogen werden.

Das ist der schwierigste Arbeitsschritt. Das Entfernen, des alten Obersattels aus Plastik.
Um den Sattel ohne Beschädigung des Holzes und der Kopfplattenlackierung zu entnehmen, schneide ich mit der Einstrichsäge den Sattel auf. Damit erhalte ich mittig Platz, um ihn ganz vorsichtig sauber aus der Sattelnut zu bekommen.

Nach gelungener Entfernung des alten Plastiksattels wird der neue Obersattelrohling aus Vintage Bone in Höhe angepasst. Auf dem Bild seht Ihr die eigens zur Herstellung angefertigte Frässchablone in der die berechneten Kompensationsfräsungen ausgeführt wurden.

Jetzt kommt das Abrichten und Polieren des Bundoberfelds an die Reihe. Zuerst wird mittels Trussrod (Halseinstellstab) der Hals so gerade wie möglich eingestellt, welches ich mit einem Stahllineal kontrolliere. Danach wird mit dem geplanten Abrichtblock mit 800´ter, 1200´ter und 2000´der Spezialschleifpapier von KSF Eagle das Oberfeld geschliffen.

Und hier die absolute Fleißarbeit beim "Bünde abrichten". Jeder Bundstab wird mittelt Schutzklinge mit 800´ter seitlich eingeschliffen und mit 2000´auspoliert. Der Sinn dieses Arbeitsschritts ist den Bundstab wieder in seine im Querschnitt gesehene halbrunde Form zu schleifen. Dieses arbeitsaufwendige Prozedere wird leider von einigen Kollegen meiner Zunft gerne vergessen..…sollte es nach dem "Bünde abrichten" beim bespielen des Instruments noch irgendwo scheppern liegt es auch daran das die Saite sich nicht richtig an den gerundeten Bundstab anformen kann um sauber zu schwingen.

Jetzt kommt das nochmalige einpflegen des Halsholzes. Nachdem die ganze Fleißarbeit erledigt ist, ist das für mich als alten Holzfetischisten immer der schönste Moment bei der Optimierung eines Music Man Halses.

Nachdem das Öl aufgetragen ist kommt die Holzmaserung noch mal richtig raus.

Den geölten Hals lasse ich einen Tag in diesem Zustand. Das Leinenöl kann tief in das Holz einziehen. Danach benutze ich das von Music Man empfohlene Gun Stock Wax um die Holzporen zu versiegeln.

In diesem Zustand ist der Hals wieder in den Body montiert. Jetzt wird der Obersattel fertig gestellt. Die beiden äußeren Sattelkerben zur Optimierung der Konkave im Verhältnis werden zuerst gefeilt.

Danach werden die inneren Sattelkerben optimal vermittelt und gekerbt. Zu letzt wird dann die Saitenlage, der Halseinstellstab und die Oktavreinheit eingestellt.

Jetzt ist das Instrument optimal finegetunt und findet seinen Platz im Verkauftssortiment.


- Gibson Thunderbird Studio / Cherry / 4 String -

Inspiriert von der Konstruktion und natürlich vom Design musste ich einen Thunderbird Studio in Cherry von Gibson für den Laden haben. Leider kam nach dem ersten Anspielen schon die erste Ernüchterung. Der Bass hing, egal wie man sich den Gurt einstellte, unergonomisch am Körper. Die Zweite große Enttäuschung waren dann die Pickups. Gibson Pickups sind bei Gitarren meine absoluten Favoriten….auf 57´Classic und Hot Keramik Pickups lasse ich nichts kommen…aber diese Teile im Thunderbird gingen überhaupt nicht. Nebengeräusche ohne Ende…aber ich bin ja nicht umsonst Instrumentenbauer…und so habe ich beschlossen aus diesem Bass eine richtige Rakete zu bauen.

Saiten runter, Elektrik komplett auslöten und demontieren.

Nachdem die Elektrik rückseitig ausgelötet wurde, entnehme ich vorderseitig die Pickups.
Bei der eingegossenen Konstruktion ist eine Modifikation an den Pickups direkt leider nicht möglich.

Ich entschied mich erstmalig für das Abschirmen der Pickups mit Kupferfolie.

Selbstverständlich wurde auch das E-Fach mit Kupferfolie ausgekleidet. In der Hoffnung, ein Faradayscher Käfig bring den gewünschten Erfolg. Leider war dem nicht so. Das Brummen war zwar nicht mehr so stark, aber wir leben im Einundzwanzigsten Jahrhundert und nicht in den Sechzigern, wo man noch die Philosophie vertrat "was nicht brummt das klingt nicht".

Flucht nach vorn. Maße nehmen, Kataloge wälzen, Bartolini Soapbars bestellen, Rahmen designen und anfertigen…und zu guter letzt noch eine Daumenstütze aus Ebenholz herstellen und anbringen. Wie beim alten Sprichwort "vor dem Erfolg kommt der Schweiß" mit einmal war dieses Instrument der Oberhammer.

Zwischenzeitlich wurde natürlich das Bundoberfeld abgerichtet und poliert. Der Obersattel aus Water Buffalo Horn angefertigt, eingesetzt und intoniert. Aus Designgründen wurde diesmal ein dunkles Naturmaterial ausgewählt. Und ganz wichtig "Security Locks" von Schaller angebracht und so positioniert das auch ein Bassist nicht auf die Bühnenshow verzichten muss.

Nun war der Gibson Thunderbird endlich fertig getunt und hing im Laden.

Das Instrument findet den Spieler - Michar, Bassist von "Splinter X später Haudegen" - sah ihn, verliebte sich auf den ersten Blick, spielte den Bass an und traf die richtige Entscheidung…....das ist mein Donnervogel.
 

- nach oben -